Gemüsesamen
Wir haben ein Sortiment altbewährter oder ungewöhnlicher Gemüsesämereien zusammengestellt: von deutschen und englischen Züchtern, die sich der Erhaltung der genetischen Vielfalt verschrieben und viele Sorten wieder für den Hausgärtner ... Weiterlesen
Ratgeber
Gemüsesamen
Wir haben ein Sortiment altbewährter oder ungewöhnlicher Gemüsesämereien zusammengestellt: von deutschen und englischen Züchtern, die sich der Erhaltung der genetischen Vielfalt verschrieben und viele Sorten wieder für den Hausgärtner zugänglich gemacht haben. Und um die Tradition der Samengärtnerei, also der Ernte eigenen Saatguts für die nächste Saison, zu ermöglichen und zu fördern, liefern wir ausschließlich samenfeste (also sortenecht fallende) Auslesen und keine F1- Hybriden. Auf allen Tüten sind ausführliche Angaben zu Aussaat und Standortansprüchen aufgedruckt, bzw. es liegt eine Anleitung bei. Wir liefern in Portionstüten für den Hausgarten. Hinweis: Witterungsbedingt oder aufgrund von Schädlingsbefall kann es bei einzelnen Arten oder Sorten zu Lieferengpässen kommen. Wir liefern dann einen gleich- oder höherwertigen Ersatz.
Voraussetzung für die Saatgutgewinnung im eigenen Garten ist – neben dem Wissen um Kulturführung, Befruchtungsbiologie, Ernte- und Aufbereitungstechniken – eine sogenannte samenfeste Sorte. Eine Sorte also, die ihre Eigenschaften komplett an die Nachkommenschaft weitergibt und sich im Laufe der Zeit nur sehr langsam verändert. Dazu gehören Lokal- und Regionalsorten, alte gärtnerische Zuchtsorten und neuere Sorten aus biologischer Züchtung. Im Gegensatz dazu stehen die sogenannten F1- Hybriden (F1 = 1. Filial(Tochter-)generation). F1-Saatgut ist „Einmalsaatgut“: Die gewünschten Sorteneigenschaften kommen nur im ersten Jahr zur Ausprägung. Wird eine solche Pflanze auf dem üblichen Wege weiter vermehrt, bietet die nächste Generation ein höchst uneinheitliches, in vielerlei Hinsicht auch schlechteres Bild. Die Sorte spaltet in verschiedene Formen auf, ist nicht beständig und kann im Hausgarten nicht sinnvoll vermehrt werden.
Über die Grenzen geschaut. Gemüsespezialitäten Europas.
Wir haben hier Gemüsesorten europäischer Regionen zusammengestellt, die als landestypische Spezialitäten so beliebt und bewährt sind, dass sie seit weit über 100 Jahren dort angebaut werden:
Bindesalat ’Forellenschluß‘ (Lactuca sativa var. longifolia)
Eine österreichische Sorte, die 1861 als „Rotsprenkeliger Forellensalat“ auf den Markt kam. Hellgrüne, rotbraun gesprenkelte, zarte Blätter mit knackiger Mittelrippe. Die geschlossenen Köpfe eignen sich roh als Salat oder können wie Gemüse gedünstet werden.
Teltower Rübchen (Brassica rapa subsp. rapa f. teltowiensis)
Erste Belege vom Anbau dieser Rübchen, die im märkischen Sandboden besonders gut ihren würzig-süßlichen Geschmack entfalten, gibt es aus der Zeit des Großen Kurfürsten. Die ursprünglich bäuerliche regionale Kost avancierte zur begehrten Leckerei der Wohlhabenden und wurde bis nach Lissabon exportiert. Goethe dankte seinem Freund Zeller, der ihm alljährlich ein Kistchen zukommen ließ, in einem Brief: „Zu unserer Danknehmigkeit sind die köstlichen Rübchen angelangt; sie behaupten auch diesmal ihre alten Tugenden.“ Die weißlichen, kugeligen Rübchen laufen spitz zu und werden bei einer Größe von etwa 4 cm geerntet. Sie werden traditionell zuerst in Brühe bißfest gegart und anschließend in Butter und Zucker glasiert.
Rote Bete ’Tondo di Chioggia‘ (Beta vulgaris var. vulgaris)
Diese italienische Sorte gilt als eine der ältesten Formen der Gartenbete. Sie besitzt noch die weißen Ringe, die später zugunsten einer durchgehend dunkelroten Farbe weggezüchtet wurden. Ihr Geschmack ist weniger erdig als bei vielen heutigen Bete-Sorten. Sie eignet sich hervorragend, in dünne Scheiben geschnitten, zum Braten in der Pfanne.
Stangenbohne ’Berner Landfrauen‘ (Phaseolus vulgaris var. vulgaris)
Diese robuste, starkwüchsige Bohne wird seit 1930 in der Region Bern angebaut. Sie trägt bis zum Frühherbst reichlich fadenlose, zarte, hellgrüne Schoten mit violetten Sprenkeln.
Stielmus (Brassica rapa var. nipposinica)
Eine regionale Spezialität aus dem rheinländisch-westfälischen Raum, die auch als Rübstiel bekannt ist. Die länglichen, stark gezackten Blätter können schon ab Mitte Mai geerntet werden; fein gehackt und gedünstet, serviert man sie mit holländischer Soße.
Möhre ’Weiße von Küttigen‘ (Daucus carota)
Eine Schweizer Lagermöhre mit weißen Wurzeln von intensivem würzigem Geschmack. Die Bäuerinnen von Küttigen brachten die „Küttiger Rüebli“ seit dem 19. Jahrhundert in Aarau auf den Markt. Seit den 1970er Jahren wird die Sorte als „Kulinarisches Erbe der Schweiz“ wieder verstärkt angebaut, nachdem sie zu verschwinden drohte.
Schnitt-Endivien ’Endivette‘ (Cichorium endivia)
Eine traditionelle französische Landsorte, die keine Köpfe bildet. Die zarten gelb-grünen, stark gezackten Blätter können mehrmals geerntet werden.
Deutsches (Gemüse-)Kulturgut.
In fast jeder deutschen Region kennt man traditionsreiche Gemüsespezialitäten, die nicht selten Bestandteil ebensolcher regionaltypischer Gerichte sind. Vielfach wurden sie inzwischen von modernen Sorten oder veränderten Kochgewohnheiten verdrängt, so daß sie heute kaum noch in der ursprünglichen Form zu bekommen sind. Wir haben einige dieser Gemüse zu einem kleinen Sortiment zusammengestellt:
Filderkraut (Brassica oleracea var. capitata f. alba subvar. conica)
Der Anbau dieser lokalen Spitzkohlsorte auf den Fildern bei Stuttgart ist seit dem Jahr 1772 durch den Pfarrer Johannes Bischoff belegt. Er lobt seine „feine Zartheit in den Blättern, seine weiße Farbe und überhaupt ein besserer Wohlgeschmack, worin er sich von dem in anderen Gegenden Gepflanztem auszeichnet.“ Diese späte Sorte bildet bis zum Herbst 6 bis 8 kg schwere, spitz zulaufende Köpfe; die Blätter sind dünner und enger gelagert als bei rundköpfigen Sorten. Er ist gut lagerfähig und wird meistens zu Sauerkraut verarbeitet; die großen, dennoch zarten Blätter eignen sich auch hervorragend für Kohlrouladen.
Schnittkohl ’Bremer Scheerkohl‘ (Brassica napus ssp. napus var. pabularia)
Diese im Umland von Bremen kultivierte Landsorte ist aus einer Kreuzung von Raps mit Gemüsekohl entstanden. Früher wurde der Scheerkohl großflächig als preisgünstiges Gemüse für das Winterhalbjahr mit der Sense gemäht – was ihm seinen Namen gab. Die zarten Blätter können bereits sechs Wochen nach der Aussaat geerntet werden; sie besitzen einen feinen nussigen, pikant würzigen Geschmack. Sie werden wie Spinat gedünstet und traditionell mit Kassler, Kochwurst, geräuchertem Speck und Kartoffeln als Beilage serviert.
Rettich ’Brauner Fridolin‘ (Raphanus sativus)
Ein altbewährter, bayrischer Rettich aus Oberfranken, der sich mit seinem festen Fleisch und dem herzhaften, würzigen Geschmack vorzüglich für die typische bayrische Brotzeit eignet. Dieser Sommerrettich ist besonders gut für den Anbau im Freiland und den Frühanbau geeignet. Er ist raschwüchsig und bereits nach etwa 6 Wochen erntereif. Der Braune Fridolin ist zudem sehr widerstandsfähig gegen Rettichschwärze und Pelzigkeit.
Maiwirsing ’Bonner Advent‘ (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda)
Dieser Wirsing mit dem widersprüchlichen Namen ist eine alte Lokalsorte aus dem Köln-Bonner Raum – wo früher sein Erscheinen auf dem Markt ungeduldig erwartet wurde; löste er doch schon ab Ende April als Frischware endlich das winterliche Lagergemüse ab. Er wird im August gesät, im Herbst ausgepflanzt und überdauert den Winter auf dem Feld. Je nach Witterung kann er von Ende April bis Mai in mehreren Schüben geerntet werden. Vom bekannteren Herbstwirsing unterscheidet er sich deutlich: Er hat zartere, weniger krause Blätter und leichtere, lockerere Köpfe. Mit seinem mild-aromatischen und leicht nussigen Geschmack ist der Maiwirsing eine köstliche Bereicherung der leichten Frühlingsküche. In rauhen Lagen und während Barfrostperioden benötigt er eine Vliesauflage als Frostschutz.
Perlbohne ’Zuckerperl Perfektion‘ (Phaseolus vulgaris var. nanus)
Seit dem 18. Jahrhundert wird das beliebte norddeutsche Traditionsgericht „Birnen, Bohnen und Speck“ bevorzugt mit dieser Sorte gekocht; eine der damals ganz wenigen bereits fadenlosen, grünen Bohnen. Im Garten sind die langer Ernteperiode sowie der hohe Ertrag zu loben. Diese sogenannte Perlbohne, bei der sich die einzelnen, fast runden Kerne deutlich in der Schote abzeichnen, ist im Hamburger Raum als „Türkische Erbse“ bekannt.
Fernost im heimischen Garten. Asiatische Gemüse.
Die asiatische Küche zeichnet sich durch viel Gemüse und einer Menge ungewöhnlicher Kräuter und Gewürze aus. Für einen immer frischen Gemüseanteil aus eigener Ernte können Sie mit diesen Sämereien sorgen. Diese Sorten sind enthalten:
Rattenschwanz-Rettich (Raphanus sativus var. caudatus)
Eine in Indien weit verbreitete Art, bei der die unreifen Samenschoten roh, im Wok kurz gedünstet oder in Essig eingelegt genossen werden. Die beiden Botaniker Auguste Pailleux und Desiré Bois erwähnten die Pflanze 1892 in ihrem Buch „Le potager d’un curieux“.
Blattsenf ’Red Giant‘ (Brassica juncea)
Die Pflanze bildet etwa 30 cm lange, ovale, grün-rote Blätter mit dezenter Schärfe, die an Kresse oder Senf erinnert. Sie sind roh als Blattsalat oder zum Kurzdünsten im Wok geeignet. Wenn bei der Ernte das Herz unverletzt bleibt, wachsen die Pflanzen über einen längeren Zeitraum immer wieder nach.
Blattsenf ’Tatsoi‘ (Brassica rapa var. rosularis)
Eine würzige asiatische Kohlart, die Rosetten von dunkelgrünen, löffelartigen Blättern an fleischigen Stielen entwickelt. Ursprünglich wurde sie vor allem in der Gegend von Shanghai angebaut, weil sie bis -15° C frosthart ist. Die jungen Blätter eignen sich mit ihrer angenehmen leichten, senfartigen Schärfe für Blattsalate; ältere Blätter werden im Wok kurz gedünstet. Die Pflanzen können wie Mangold über einen längeren Zeitraum beerntet werden.
Rettich ’Red Meat‘ (Raphanus sativus)
In Asien werden Rettiche üblicherweise als Gemüse gedünstet; dieser hier ist eine beliebte Sorte für den Herbstanbau. Er kann bis zu 15 cm Durchmesser erreichen und überrascht mit pinkfarbenem, mildwürzigem Fleisch unter der grün-weißen Schale.
Pak Choy (Brassica rapa ssp. chinensis)
Dieser Kohl bildet dunkelgrüne längliche Blätter mit verdickten saftig-würzigen Stengeln. Roh als Salat oder kurz gedünstet im Wok. Es werden immer die äußeren Blätter geerntet, so daß die Pflanze über einen längeren Zeitraum immer wieder nachwächst.
Chili ’Thai Dragon‘ (Capsicum annuum)
Chilis gedeihen ursprünglich wild in Südamerika; sie wurden seit alter Zeit von den Azteken kultiviert und von Columbus nach Europa gebracht. Von dort verbreitete sich ihr Anbau vor allem in den wärmeren Regionen der anderen Erdteile. Diese Sorte ist sehr scharf und sollte wohl dosiert werden.