Rasierpinsel

Wer die kontemplativen Seiten einer guten Nassrasur zu schätzen weiß, kommt an Rasierpinseln aus Dachshaar nicht vorbei. Sanft in der Schale aufgeschlagen, im Verein mit einer guten Rasierseife oder -creme, und dann sanft in ... Weiterlesen

Ratgeber

Rasierpinsel aus Dachshaar. Schaumschläger par excellence

Wer die kontemplativen Seiten einer guten Nassrasur zu schätzen weiß, kommt an Rasierpinseln aus Dachshaar nicht vorbei. Sanft in der Schale aufgeschlagen, im Verein mit einer guten Rasierseife oder -creme, und dann sanft in kreisenden Bewegungen aufgetragen, ist der weiche und üppige Schaum, den ein Dachshaar-Rasierpinsel erzeugt, kaum zu übertreffen – insbesondere dann, wenn Sie einen Besatz aus Silberspitz-Dachshaar wählen.

Fein und elastisch. Dachshaar für Rasierpinsel

Zugegeben: Rasierpinsel aus Dachshaar sind recht kostenintensiv. Nichtsdestotrotz sind sie deutlich beliebter als ihre Mitbewerber aus Schweineborsten, synthetischen Fasern oder auch Rosshaar. Die Dominanz der Dachshaar-Rasierpinsel liegt in ihren überragenden Materialeigenschaften begründet, denn die Qualität des erzeugten Schaums wird einzig durch Haartyp und -qualität des Pinsels bestimmt. Und sowohl die Form als auch die Beschaffenheit von Dachshaar sind das Maß der Dinge für jeden Anhänger der Nassrasur.

Grundsätzlich sind Dachshaare in jeder Form flexibler als ihre Alternativen und erzeugen daher besonders vollen und feinporigen Schaum. Aber auch hier gilt: Dachshaar ist nicht gleich Dachshaar, und wer besonders tief in das Thema einsteigen möchte, kann sich mit feinstens abgestuften Qualitätskriterien auseinandersetzen. Für die erste Orientierung reicht es jedoch aus, zwischen drei Gruppen zu unterscheiden. Die einfachste Kategorie ist der dunkle Dachsstock aus dem Unterhaar der Tiere, der einheitlich grau oder schwarz daherkommt und sich nicht von selbst löst, sondern abgeschnitten wird. Im Vergleich weist diese festere Qualität den größten Durchmesser aus, was einen höheren Massageeffekt bei der Rasurvorbereitung mit sich bringt.

Rasurwilligen mit empfindlicher Haut sei jedoch zu einem Rasierpinsel aus dem feineren Dachszupf oder gar zur Premiumqualität, dem sogenannten Silberspitz, geraten. Beide werden ausgebürstet oder eben ausgezupft und zeichnen sich durch ihre Streifen in drei Farbnuancen aus. Je deutlicher die Zeichnung erkennbar ist und je heller sich die Spitzen vom schwarzen Band – dem sogenannten Spiegel – absetzen, desto höher ist die Qualität. Wenn die Spitzen fast grau-weiß sind, hat man es mit dem außergewöhnlich weichen Silberspitz-Dachshaar zu tun – es stammt aus dem buschigen Bauch- und Nackenbereich der Tiere, wo sie ihre typischen Streifen tragen, und ist in den Wintermonaten, besonders kurz vor der Winterruhe, von bester Qualität.

Sorgfältig gekämmt. Sanft gestoßen. Die Rasierpinsel-Herstellung in Handarbeit

Gute Rasierpinsel werden auch heute noch von Bürsten- und Pinselmachern in Handarbeit hergestellt. Zunächst werden die bereits aufwändig von Hand sortierten und verlesenen Haare mit einer Feinwaage bemessen. Ein einziges Gramm Dachshaar von guter Qualität besteht aus 1.000 Haaren – doch mit einem Gramm kommt man nicht weit. Viele tausend Haare fasst der kundige Handwerker zu einem Bündel zusammen und kämmt es zunächst sorgfältig aus, um etwaige Querulanten zu entfernen.
Anschließend kommt die „Stoßbüchse“ zum Einsatz, die man gut und gerne als Herzstück der Rasierpinsel-Herstellung bezeichnen könnte. Es handelt sich hier um einen Metallzylinder, der innen die negative Kontur des Rasierpinsels abbildet und das eingebrachte Haarbündel in seine typische Form bringt. Kopfüber steht es in der Büchse und wird so lange vorsichtig gestoßen, bis alle Haare in einer Reihe tanzen – nun ja, in einer gebogenen Reihe. Fest mit einem Faden verschnürt, folgt für den Rasierpinsel in spe der nächste Schritt, in dem der Pinselmacher sein wahres Können unter Beweis stellt.

Beim Zupfen wird von Hand der Verlauf der Haarzeichnung auf Spur gebracht. Je gleichmäßiger und paralleler der Spiegel verläuft, desto sauberer wurde gearbeitet. Dabei werden jedoch bei einem handgearbeiteten Rasierpinsel niemals die Spitzen der Haare gekürzt, denn diese laufen nach oben feiner zu, und erst diese Eigenschaft versetzt sie in die Lage, den wundervoll weichen Schaum zu produzieren, den Ihre Gesichtshaut verdient hat. Lediglich am Schaft werden die Haare nach dem Zupfen gekürzt, um sie anschließend mithilfe eines wasserbeständigen Edelkunstharzes in den Griff einzubringen. In der maschinellen Rasierpinselproduktion hingegen werden die Pinsel oft an der Spitze in Form geschnitten, was das Dachshaar all seiner Stärken beraubt und piksende Produkte zur Folge hat.

Hinweis

Alle Rasierpinsel, die wir bei Manufactum führen, werden daher bei unseren in Deutschland ansässigen Herstellern – der Manufaktur Thäter, der Hans Baier Rasierpinselfabrik, Mühle Rasurkultur und Merkur Rasierer – in Handarbeit besetzt.

Nicht Kür, sondern Pflicht. Reinigung und Pflege von Rasierpinseln

Bei sachgerechter Handhabung und Pflege können Sie Ihren Dachshaar Rasierpinsel gut zehn Jahre nutzen, bevor Sie ihn neu besetzen lassen müssen. Kurz gesagt: Achten Sie darauf ihn immer gut zu durchfeuchten, nach der Rasur gründlich von der Seite mit lauwarmem Wasser auszuwaschen, ihn auszuschleudern statt abzutrocknen und zuletzt gründlich trocknen zu lassen, am besten hängend.

Dabei gilt: Je teurer der Rasierpinsel, desto mehr Fürsorge benötigt er. Ein hochpreisiges Silberspitz-Modell ist in der Regel dichter gepackt, was der Schaumwirkung und dem angenehmen Hautgefühl zuträglich ist, sich deswegen aber auch schwerer reinigen lässt. Behandeln Sie Ihren Rasierpinsel einfach so pfleglich, wie Sie von ihm behandelt werden möchten. Misshandlungen wie zu starkes Biegen oder Drücken oder gar die Verwendung von scharfen Reinigern dankt er Ihnen mit dem vorzeitigen Verlust seiner Haarpracht. Und das kann ja niemand wollen.