Robert Piguet Oud Eau de Parfum

An die Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ erinnert dieser Duft von Piguet. Er ist Teil der Nouvelle Collection, die zwar nach traditioneller Parfümeurskunst komponiert wird, aber deutlich von modernen Einflüssen inspiriert ist. Der warm-würzigen Kopfnote mit Safran und Myrrhe folgen kühle, dunkelgrüne Noten von Tannenbalsam sowie Styrax- und Weihrauch. In der komplexen Basis dominiert das an sich schon facettenreiche Oud (Adlerholz), dessen ledrige Anteile vom Patschuli unterstützt werden, Gujakholz unterstreicht die balsamisch-holzige Komponente. Vetiver schließlich rundet den opulenten Damenduft mit einer feinen grasig-salzigen Note ab.

Oud nennt man im arabischen Raum das kostbare Öl, das aus dem Harz des seltenen Aquilaria-Baumes, auch bekannt als Adlerholzbaum, gewonnen wird. Beim Verglimmen verströmt das ebenfalls zu hohen Summen gehandelte Adlerholz den typischen, leicht süßlichen Duft nach Leder und Erde. Bäume dieser Gattung sind vom Aussterben bedroht und der Handel mit ihrem Holz und Harz unterliegt strengsten Bestimmungen. Bereits seit dem Altertum wird Aquilaria-Holz und -Harz zum Räuchern verwendet, im Nahen Osten wie im arabischen und indischen Raum, aber auch in China und Japan. Das Öl wird in verschiedenen Güteklassen gehandelt, abhängig vom charakteristischen eigenen Duftspektrum und dem Vorhandensein fremder Duftkomponenten. Es ist oft Bestandteil von Parfüms und verleiht ihnen mit seinen holzig-balsamischen, teils würzig-bitteren, teils süßlichen Komponenten eine orientalische Note.

Als Spross einer Bankiersfamilie war dem gebürtigen Schweizer Robert Piguet eigentlich eine Laufbahn im Bankwesen vorherbestimmt. Zum Entsetzen seiner Eltern setzte er sich aber schon als Neunzehnjähriger nach Paris ab, um dort eine Karriere in der Modebranche zu starten. Nach Lehrjahren bei Haute-Couture-Designern und -Modehäusern etablierte er 1933 seinen eigenen Modesalon – mit Erfolg, denn bereits fünf Jahre später konnte er an eine der begehrten Adressen an den Champs-Élysées ziehen und wurde schließlich einer der ganz großen Couturiers seiner Zeit.
Als Kunst- und Literaturliebhaber entwarf er nicht nur für die Hautevolee, sondern auch für das Theater und zahlreiche Künstler. Extravagante, gleichzeitig sehr schlichte Schnitte prägten seine Mode, deren Markenzeichen die perfekt geschneiderten Anzüge aus feinem, grauem Flanell wurde. Schließlich lernten bei ihm junge Designer, die mittlerweile selbst für die großen Labels der Branche tätig sind oder renommierte Marken gegründet haben, wie Hubert de Givenchy oder Christian Dior.
1951 schloss Robert Piguet sein Mode- und Parfümhaus, allerdings ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Erst Anfang des neuen Jahrtausends fand sich ein neuer Besitzer, der die Tradition Piguets wieder aufleben ließ und für deren Fortführung den renommierten Parfümeur Aurélien Guichard gewinnen konnte.

Der elegante, schlichte und gleichzeitig extravagante Stil seiner Mode, teils mit verschwenderischer Opulenz kombiniert, prägt auch die Parfüms aus dem Hause Robert Piguet. In Kooperation mit den Parfümeuren Germaine Cellier und Francis Fabron entstanden ab 1944 eine ganze Reihe Düfte, darunter die Parfüms Bandit, Fracas und Visa, die fortan in keinem der exklusiven Warenhäuser in den Metropolen fehlten.
Der Parfümeur Aurélien Guichard hat sie für Piguet wieder aufgelegt und das Sortiment um neue Kompositionen erweitert. Mit einem sehr hohen Parfüm­anteil und nach wie vor in Frankreich hergestellt, sind die charaktervollen Düfte intensiv und lang anhaltend.